Ottos Fährtentagebuch

Ottos Fährtentagebuch

Samstag, 29. Oktober 2011

Laß stecken

Gar nicht so einfach im Moment passendes Fährtengelände zu finden. Auf einigen Äckern der letzten Zeit steht nun die Saat. Im Schwarzachgrund an der Staatsstrasse liegt noch das Heu der letzten Mahd. Damit ist die Suchschleife ohne Ergebnis zuende. Es gilt also Neuland zu entdecken. Der Schwarzachgrund erstreckt sich ja noch weiter nach Westen. Nur war ich da noch nie. Die Suche hat ein Ende als ich bei St. Georg einen Zugang zum Grund von der Westseite finden kann. So um 13:45 Uhr ist die Fährte fertig gezimmert.
Otto hat Lust auf Suchen. Er nimmt die Witterung schön auf und geht kerzengerade auf dem ersten Schenkel. Der ist nicht übermäßig lang. Den ersten Gegenstand verweist er, aber er macht nach dem Erkennen mit der rechten Vorderpfote einen Bremsschritt über das Teppichstückchen. Nicht weit danach kommt der erste Winkel nach rechts. Der ist wunderbar.
Der zweite Schenkel geht entlang eines Zuflusses zur Schwarzach nach Osten. Der Boden ist einigermaßen weich, so dass die Bodenverletzungen gut zu sehen sind. Über den Ledergegenstand läuft Otto weg. Es ist einer der neueren aus der Tüte. Wenig verwittert und noch nicht lange in der Tasche rumgezogen. Aber immerhin schon mal auf der Fährte verwendet. Der Winkel ist bei der Kürze des Schenkels nicht weit und deshalb kommt es hier zu keinen Wiederholungsübungen. Otto stürmt eineinalb Hundelängen über den Winkel nach rechts hinaus. Zunächst schaut er ratlos da hier auch die Traktorspuren eine Kurve beschreiben. Aber er sucht sich ohne Korrektur selbstständig auf den dritten Schenkel ein.
Den Beginn des Bogens findet Otto sehr gut. Der Radius ist größer als sonst, weil wir so gleich um einen Rain zwischen den Wiesenabschnitten herum kommen. Vor dem Scheitel liegt ein Hölzchen als Gegenstand. Den Rain lassen wir links liegen. Kurz vor dem Ende des Bogens zeigt Otto eine kleine Unsicherheit und zögert einen Moment. Dann geht es weiter. Am Ende des Bogens geht es ohne Winkel tangential weiter nach Osten.
Der vierte Schenkel wird unser längster werden. Den Teppichgegenstand verweist Otto perfekt. Der Winkel nach rechts ist klasse. Den fünften Gegenstand aus Holz verweist Otto. Allerdings steht er über eine Hundelänge davor. Das muss dreimal wiederholt werden. Hier ist Platz dafür. Dann überqueren wir die Rennstrecke der Spaziergänger. Kein richtiger Weg, aber eine klar verfestigte Strecke auf der Wiese. Zu Beginn unser Suche ist erst noch ein Terriermischling namens Rudolf an uns vorbei. Es ist wie am Zebrastreifen: erst links, dann rechts, dann wieder links. Jeweils fast 2 m. Otto bekommt zwei Korrekturen per Kommando. Zur Schwarzach sind es nur wenige Meter. Wieder nach einem Kommando sucht sich Otto in einem weiten Bogen am linken spitzen Winkel in den sechsten Schenkel ein.
Der Weg zurück, diagonal über die Rennstrecke, ist wieder nicht einfach. Otto kommt damit alleine klar. Am Gegenstand unterläuft wieder der Fehler mit dem Verzögerungsschritt über das Teppichstückchen. Der spitze Winkel nach rechts ist prima.

Der letzte Gegenstand ist wieder einer aus Leder. Er wird genauso unsauber wie er erste und vorletzte. Die rechte Pfote steht exakt vor dem Gegenstand. Fünf Meter vor der Rennstrecke ist der Jackpot. Heute gibt es Putenwiener. Den Stab vom Fährtenbeginn vermissen wir sonntags. Den werde ich am Montag früh auf dem Weg in die Arbeit holen.

Nachtrag
Montag abend war es schon dunkel und neblig. Ich bin nicht fündig geworden. Der Stab war aber Donnerstag früh auch noch da. Juhu.

Montag, 10. Oktober 2011

Elefantenfuß

Auf dem zunächst ins Auge gefaßten Acker ist die Saat frisch rausgekommen. Also machen wir da GU weiter, wo wir am Samstag aufgehört haben. Die Fährte lag von 15-18 Uhr. Heute schaffen wir es ohne Beeinträchtigungen durch die Nacht.
Beim Einstimmritual ist Schmalhans Küchenmeister. Gerade mal zwei der Knöchelchen gibt es. Otto beginnt die Suche gleichmäßig und mit tiefer Nase. Ein Büschel Gras mit Löwenzahn fast auf dem Verlauf interessiert ihn nur kurz. Die Wiese ist noch nicht allzu lange gemäht, aber es fehlen ihr alle negativen Eigenschaften nach der Mahd. Nur das Gras ist eben kurz. Der Bogen geht nach rechts. Otto findet einigermaßen hinein. Auch dass Frauchen eben erst den Bogen gequert hat, ficht ihn nicht an. Vor dem Teppichgegenstand bleibt Otto stehen. Das Ende des Bogens geht nahtlos in den zweiten Schenkel über.
Von der Wiese kommen wir in den tonigen Acker. Beim Legen der Fährte ist die Erde an den Gummistiefel kleben geblieben. Mehr und mehr. Ohne Bodenverletzung machen zu müssen, ist es fast wie schweben. Otto bekommt ein leichtes Hilfskommando am Ledergegenstand und bleibt schön stehen. Vor dem fein geeegten Ackerstreifen kommt unser spitzer Winkel nach links. Den nimmt Otto richtig gut.
Dafür geht er fast unmittelbar nach dem Winkel noch mal eine Hundelänge auf Überprüfung, kommt dann zurück und setzt die Suche auf dem dritten Schenkel fort. In der Mitte des Schenkels orientiert sich Otto zwei mal nach rechts in Richtung der Bulldog-Spuren die wir diagonal passieren sollten. Das Hölzchen verweist er korrekt. Am Ende des Schenkels, kurz vor der Wiese, geht es spitz nach rechts. Otto biegt mit Bravour richtig ab.

Nach dem Geländeübergang in den geeggten Acker kommt ein Teppichgegenstand. Kurz darauf geht der vierte Schenkel über den Weg. Die beim Legen am Gras abgestreiften Elefantenfüsse stören Otto nicht. Er quert gerade in die Wiese. In der Mitte der Wiese endet der Schenkel an einem Winkel nach rechts. Otto überprüft eine halbe Hundelänge nach vorne und schlägt dann brav die richtige Richtung ein.
Auch diese Wiese ist wieder recht kurz. Otto kommt damit klar. Ganz mühelos ist es aber wohl nicht, da er ein wenig entlastet. Noch dazu kommt uns von Süden auf dem zweiten Weg eine Frau mit zwei Neufundländern entgegen, die seine Konzentration auf die Fährte stören. Tatsächlich kommt er am Ledergegenstand gerade noch zum stehen. Das Leder ist rechts an seiner Flanke. Der Winkel am Ende des fünften Schenkels geht nach links. Otto sucht sich nach der halben Hundelänge Überstand wieder schön ein.
Auf dem sechsten Schenkel macht er unvermittelt einen Bogen über 1,5 m nach links und kehrt selbständig auf den Verlauf zurück. Wie mit einem Laser überquert Otto den zweiten Weg. Die Wiese dort ist gleich. Auf ihr erreicht er den sechsten Gegenstand aus Teppich. So muss ein Verweisen sein. Den letzten Winkel nach rechts in der Mitte der Wiese nimmt Otto wie auf Schienen.
Die Frau mit ihren Neufis hat vom Weg einen Bogen in die letzte Wiese gemacht und quert vor uns gerade zwischen dem letzten Gegenstand und der Verleitung die Fährte. Die vor dem fertig machen von Frauchen gelegte Verleitung ist uninteressant. Kurz danach sichert Otto nach rechts ab. Vielleicht war das der genaue Ort der Neufi-Querung. Den letzten Gegenstand verweist Otto perfekt. Zuletzt geht es über einen dritten Weg. Der Graben ist voller Wasser. Es reicht sogar 2 m in die richtig lang gewachsene Wiese hinein. Wie auf Zehenspitzen geht Otto durch und erreicht das Fährtenende am Jackpot. Die Box ist diesmal nicht eingegraben, nur unter ein Büschel Halme gesteckt. Der alte Herr läßt sich da gerne helfen. Hm, Wiener Würstchen.

Samstag, 8. Oktober 2011

Topographie

Morgens haben wir beim Spaziergang bei 5,5 °C Schutz vor einem starken Graupelschauer gesucht. Die Temperatur ist schon mal Ottos Fall. Der Wind streicht mit gleichbleibender Geschwindigkeit aber keineswegs mäßig über die Wiesen und Äcker. Beim Legen gegen 13:30 Uhr bin ich froh, den Kragen der Hundeführerweste bis oben hin zuziehen zu können. Auf den letzten beiden Schenkeln und dem Rückweg zum Auto nehme ich auch noch einen Regenschauer mit.
Kurz vor 7 Uhr am Abend nehmen wir die Suche (N nach S) auf. Das wird wieder ein Wettlauf mit der hereinbrechenden Nacht. Otto muss erst noch seine abgeweideten Halme runterschlucken und nimmt die Fährte deshalb flüchtig auf. Dennoch paßt die Richtung und er bewegt sich sicher in die richtige Richtung. Das Gras hat eine Höhe die es ihm auch recht leicht macht. Auf Höhe des Feldrains irritieren die beiden Jungs, die auf der Straße dahinter entlang gehen, nur kurz. Den ersten Gegenstand aus Teppich überläuft Otto. Selbst habe ich ihn in der Dämmerung auch nicht mehr gesehen und finde ihn erst beim Sonntagsspaziergang am nächsten Morgen. Der erste Winkel geht spitz nach links. Otto geht bis zu 1,5 m über den Winkel hinaus und sucht die Fortsetzung. Als er rechts herum einmal alles abgesucht hat und wieder nach vorne will erhält er ein Kommando "Nein, Such!" Dann hat er den zweiten Schenkel gefunden.
Fernorientierungspunkt ist nun der Mast der Ortsleitung. Ohne Schwierigkeiten schnaubt Otto den Hang hinauf und biegt nach links in den Bogen ab. Auf Höhe des Bogenscheitels habe ich beim Legen eine Unterbrechung erfahren und den geplanten Verlauf ein paar Schritte verlassen. In diese Verleitung will Otto hinein, doch kann ich ihn korrigieren. Einige Bogengrade weiter verweist Otto den Ledergegenstand. Am Ende des Bogens kommt ein rechter Winkel nach links. Kein Problem.
Der dritte Schenkel läßt die Büsche beim Mast rechts liegen. Dann kommt der Wegübergang. Otto startet und kommt etwas rechts vom Fährtenverlauf auf der Wiese gegenüber an. Da ist das Gras optimal. Nach 2 m hat sich Otto wieder exakt eingesucht. Den Teppichgegenstand verweist er korrekt. Nicht weit danach kommt ein Winkel nach rechts. Otto biegt ohne jede Abweichung in den vierten Schenkel ab.
Von nun an geht´s bergab. Geographisch. Der Mond beleuchtet zwischenzeitlich den vom Hügel hinabführenden Verlauf. In einem leichten Bogen bleibt die Fährte in stets gleichem Anstand zum Weg. Otto verweist das Hölzchen. Vor den Büschen ist der Boden vom Traktor verfestigt und bei der Dunkelheit ist nichts mehr zu sehen. Otto hat das im Griff und folgt dem Winkel nach rechts.
Der fünfte Schenkel beginnt fast unmittelbar mit einer Wegüberquerung. Otto läßt den Graben neben dem Weg rechts liegen und begibt sich in die langhalmige Wiese. Die Wiese dort ist nicht richtig terrassiert, aber es gibt einen Absatz zum frisch abgemähten Stück darüber. Auf den halten wir in einem kleinen Bogen zu. Das paßt dann für einen spitzen Winkel nach links, Richtung Süden.
Was die Höhe über N.N. angeht ist die Talfahrt nun beendet. Das merkt man gleich an den Traktorspuren voller Wasser. Die Fährte verläuft auf dem Buckel zwischen den Radspuren. Wenn wir mal eine Fährtenpatin brauchen werden wir uns vertrauensvoll an Charlotte Roche wenden. Es gibt noch mal einen Geländeübergang in ein kurz gemähtes Wiesenstück mit viel Erde zwischen den Halmen. Unterstützung kann ich Otto keine mehr leisten. Mein Orientierungspunkt ist der Mittelpunkt des Ackerstreifens jenseits des Weges vor uns. Es fühlt sich nicht überzeugend an, wie Otto die Suche betreibt. Aber es ist überzeugend. Otto reißt es auf einmal nur 20 cm zur Seite und er bleibt stehen. Tatsächlich finde ich den Ledergegenstand. Mit genau der Farbe des Untergrunds hätte ich den niemals gesehen. Vor dem Weg geht es über den Graben. Die Wegüberquerung stellt Otto vor keine große Herausforderung. Das Stück des Schenkels im fein geeggten Ackerstreifen endet nach vielleicht 20 m am letzten Winkel nach rechts. Der Streifen geht über in einen vom Pflügen gröber gekörnten Acker. Otto hält die Fährte gut. Wir kommen zum letzten Gegenstand aus Teppich. Ein paar Meter später ist der Jackpot mit Wiener Würstchen am Ackerrand versteckt. Otto und ich finden ihn in der Dunkelheit nicht. Beim Sonntagsspaziergang läßt Otto arbeiten. Nur bei den Wienerle ist er zur Stelle.