Ottos Fährtentagebuch

Ottos Fährtentagebuch

Samstag, 21. Juli 2012

Schlafzimmerblick

Die Lose sind wie jedes Jahr in Kempten aufwändige Bastelarbeiten. Stets ein schönes Andenken. Dieses Jahr zum 10. Alpencup und zur 30. Bayerischen Meisterschaft der Rottweiler sind es Hufeisen. Bei der Verlosung des zweiten Wettbewerbstags haben wir die Fährte 5 gezogen (GU).
Für Otto sind die äußeren Bedingungen bestens.

Es hat in der Nacht geregnet, ist bedeckt, nicht allzu warm und vor allem ist die Witterung nicht drückend. Dementsprechend läßt er sich auch gut auf die Fährtenarbeit einstimmen.

Am Fährtenabgang stürmt Otto nicht gleich los. Wie lange wird er gebraucht haben? Drei Sekunden. Auch wenn das dem Richter nicht intensiv genug ist. So gerade eine Leinenlänge auf dem Weg kann er dann dem saftigen Gras nicht länger widerstehen und baut sich ein ganzes Büschel ein.
Mich weiß er in sicherer Entfernung und dreht sich noch kauend zu mir um. Für mich selbst und für Richter und Fährtenleger hinter mir lasse ich zum Zeichen meiner Enttäuschung in der Körperspannung nach. Das haben aber wohl auch außerhalb der Wiese einige gesehen. Dann setzt Otto fort. An einer späteren Stelle, die ich mir aber nicht genau gemerkt habe, wird uns der Richter nochmals Gras fressen in Abzug bringen.
Nicht viel weiter pfeift Otto auf die guten äußeren Umstände. Er bleibt stehen und glotzt. Ein Verhalten, dass er im Training nie zeigt. In der Vergangenheit habe ich immer Fehlverweise in Kauf genommen. Diesmal bekommt er ein Kommando zur Weitersuche.

Den Gegenstand, wie übrigens alle Gegenstände, verweist Otto zu meiner vollen Zufriedenheit. Das heißt, er bleibt rechtzeitig stehen und stellt sich nicht drüber. Dem Leistungsrichter ist die Zeit vom Finden bis zur Einnahme der Körperhaltung aber zu lange. Der Schenkel geht auf halber Höhe am Hang entlang. Unten auf der Straße schlagen Hunde in Hängern an. Otto schaut. Ich meine auch die Glocken von St. Magnus schlagen gehört zu haben.
Wir halten schnurstracks auf ein Häuschen zu. Aus dem Schlafzimmerfenster beobachtet uns interessiert der Besitzer. Otto erwidert den freundlichen Blick nicht ganz so verschlafen.

Den Winkel nach links macht er einwandfrei. Am Ende hat der Richter an einer einzigen Stelle des gesamten Verlaufs eine Vergewisserung festgestellt. Der zweite Schenkel geht hangabwärts am Zaun entlang. Im Wieseneck müssen wir nach links auf den dritten Schenkel.

Zuerst geht es hinter Garagen entlang, bevor sich dann die Wiese wieder öffnet. Gegenstand. Auf Höhe der Ortsschilds Winkel nach rechts.

Der vierte Schenkel geht hinunter zur Straße, genau auf das Schild zu. Vor dem Stacheldrahtzaun Winkel nach links. Ein Stück die Straße entlang nach Osten finden wir den dritten Gegenstand. Otto mustert die Zuschauer hin und wieder. Er muss den Kopf nicht extra heben. Die Fährte ist so wunderbar gelegt, dass er ihn erst gar nicht zu weit am Boden hat. Der kleine Unterschied zwischen Fährtensuche und Fährtenarbeit.

Knapp vor dem Wiesenzugang beginnt mit einem Linkswinkel der sechste Schenkel. Den Hang wieder hinauf. Ein bisschen höher als der dritte Schenkel liegt unser letzter Winkel an dem Otto nach links abbiegt.

Den letzten Schenkel und Gegenstand schaffen wir auch noch.

Alles in allem kommen wir auf dem fetten Gras nur auf magere 74 Punkte. Dem Richter ist die Suche zu oberflächlich und nicht intensiv genug. Da ist heute ja auch was dran gewesen.
Das wird ein hartes Stück Arbeit, Otto beizubringen, so zu tun als würde er sich anstrengen. Ja, ich weiß. Es gibt keine zu leichten Fährten. Aber wie bekomme ich sein Interesse nur näher an die Bodenkrume?

Der Alpencup war jedenfalls wieder eine phantastische Gelegenheit, Fährtensportler aller Rassen kennenzulernen und wiederzusehen. Es war anstrengend. Aber es hat auch riesig Spaß gemacht.
Der Gesamtsiegerin und dem Sieger der RW-Wertung auf diesem Wege noch mal die herzlichsten Glückwünsche.

Sonntag, 1. Juli 2012

Akte X

Das habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt. Eine Verabredung mit Sportfreunden der eigenen BG zum Fährtentraining ohne das übliche Prozedere.
In der Vergangenheit ist es gemäß zweier Szenarien abgelaufen, dass ich schon gar keine Lust mehr auf Training im Verein hatte:
  1. Als Fährtensportler bist du schon vor Sonnenaufgang auf dem Fährtengelände und legst deine Fährte. Gegen Ende der Liegezeit kommen die Vereinskollegen, zimmern ihre VPG-Fährten ins Gelände und suchen so gut wie unmittelbar. Dann geben sie dir zu verstehen, dass sie Hunger hätten und verabschieden sich. Zuletzt suchst du deine allein gelegte Fährte auch allein ab.
  2. Du triffst dich mit den Vereinskollegen zur vereinbarten Zeit. Alle legen ihre Fährten. Wenn deine fertig ist sind die ersten VPG-Fährten vielleicht schon abgesucht. Dann wird dir zu verstehen gegeben, die Sportfreunde hätten Hunger und sie verabschieden sich. Zuletzt wartest du die restliche Liegezeit ab und suchst deine Fährte allein ab.


Was für ein Kontrastprogramm. Wegen einer Veranstaltung der Sporthunde auf unserem Platz ist kein Übungsbetrieb. Der Sportfreund Xaver macht aber dennoch was mit aus und ist zur verabredeten Zeit um 7:30 Uhr am Treffpunkt. Er ist schon dabei seinen ersten Schenkel einer IPO 3-Fährte zu legen.

Unser Fährtenverlauf (GU) wird um Xavers Fährte herum gelegt. Nach ein bisschen Plaudern darf Sofie ran. Die Tipps sind am Ende eher für den Hundeführer, denn Sophie sucht richtig schön. Im Auftrag von Ottos Frauchen wird sie dann auch noch ordentlich durchgeknuddelt.

Während meiner weiteren Liegezeit rennt keiner davon. Wir plaudern über die Landesgruppe, die BG, Ausstellungen, die Untermieter auf dem Platz und den Sport.

Um viertel nach neun beginnen wir erst unsere Suche. Otto ist gut drauf, läßt sich schön einstimmen.

wird noch vervollständigt